Aktuelles

Neue Wege in der Selbsthilfe

Landau

European Empowerment Seminar von und mit dem Pfalzklinikum

Viel Raum für den Austausch auf Augenhöhe bietete das European Empowerment Seminar den Teilnehmenden.

Was kann Selbsthilfe leisten? Wo liegen ihre Chancen und Hürden? Und wie kann sie sich in Zukunft weiterentwickeln? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweitägigen European Empowerment Seminars, das das Pfalzklinikum als Mitglied von Mental Health Europe (MHE) in den Räumen des Landauer Uni-Campus ausrichtete. Mental Health Europe ist ein Zusammenschluss von Organisationen und Akteuren europaweit, die sich gemeinsam für eine menschliche Psychiatrie auf Augenhöhe und gegen Stigmatisierung von Menschen mit seelischen Erkrankungen einsetzen.

Neben Betroffenen und Aktiven in der Selbsthilfe, wie die EUTB Landau (Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung) oder das Landesnetzwerk Selbsthilfe Seelische Gesundheit (Netz-G RLP) diskutierte auch die Seite der Professionellen mit, darunter der Dachverband Gemeindepsychiatrie, bei dem das Pfalzklinikum ebenfalls mitwirkt. An fünf Diskussionstischen tauschten sich die internationalen Teilnehmenden zu verschiedenen Themen aus, beispielsweise zu „Selbsthilfe 2.0 – was wünschen Sie sich für die Selbsthilfe, wenn alles möglich wäre?“. Zentral war der Wunsch nach mehr Peer-Support, das heißt,  Unterstützung von Betroffenen für Betroffene. Die Teilnehmenden sprachen sich unter anderem für eine stärkere Einbindung und angemessene Bezahlung von Genesungsbegleitern auf allen therapeutischen Ebenen aus – nicht nur im Klinik-Umfeld. Zudem wünschten sich viele ein Konzept für „Recovery Houses“, die von Betroffenen geführt werden und rund um die Uhr geöffnet sind. Sie sollen eine Anlaufstelle für Betroffene sein, nicht nur in Krisen, sondern auch für den Austausch im Alltag.

Andere Diskussionen drehten sich um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen jungen und älteren Betroffenen, um Möglichkeiten und Risiken in der Online-Selbsthilfe oder darum, welche Partner für die Selbsthilfe geeignet sind. Wichtig war für viele nicht nur der Austausch darüber, wie Selbsthilfe in den verschiedenen Ländern organisiert wird. Zentral war auch die Erkenntnis: „Selbsthilfe ist nicht alles – für Betroffene braucht es eine gute Balance zwischen Peer-Support und professioneller Unterstützung“.

Stigmatisierung noch heute

Am zweiten Seminartag stellten ein Forschungsteam der Universität Gent und Betroffene die Ergebnisse der vergleichenden Studie mentALLY zum Zustand von Angeboten im Bereich Seelische Gesundheit in Europa vor. Nahezu überall gebe es noch Verbesserungen im Bereich des Zugangs zu Angeboten. Stigma und Ausgrenzung seien auch im 21. Jahrhundert Thema, waren die zentralen Erkenntnisse. Ein Ergebnis ist das Online-Lernangebot „MOOC“ (deutsch: Massen-Online-Kurs), der Expertinnen und Experten Wissen  zum Umgang mit seelischen Krisen und Ausgrenzung aus Sicht der Betroffenen vermittelt. Die Tagung endete mit einer ausführlichen Diskussion zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Geschäftsführer Paul Bomke bedankte sich herzlich bei allen Teilnehmenden und insbesondere bei dem Team des FWI, ohne das diese europäische Tagung nicht möglich gewesen wäre.

Kontakt
Romina Männl
Projektkoordinatorin Prävention und Unternehmenskommunikation
Tel. 06349 900-1643
Email: romina.maennl@pfalzklinikum.de