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Patienten und Experten begegnen sich auf Augenhöhe

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Digitales Symposium zum Zukunftskonzept der Klinik für Forensische Psychiatrie gut besucht

Szene aus dem Video „Uffbasse uff Aachehee“: Beim Klettern im Rahmen der Sporttherapie begegnen sich Patienten und Therapeuten auf Augenhöhe.

„Ein digitaler Raum kann Barrieren absenken“, sagte Geschäftsführer Paul Bomke zu Beginn des Symposiums Maßregelvollzug am 23. September. Die Veranstaltung mit dem Titel „Begegnungen auf Augenhöhe – Recovery im Maßregelvollzug“ fand per Webex statt, 140 Interessierte aus ganz Deutschland nahmen teil. Patient*innen und Mitarbeiter*innen hatten das Symposium gemeinsam vorbereitet. Inhaltlich ging es um Recovery und Safewards – zwei von vier Themen des Zukunftskonzeptes der Klinik für Forensische Psychiatrie. 

In ihrem Einführungsvortrag beschrieb Chefärztin Dr. Eva Biebinger die aktuelle Situation im Maßregelvollzug in Deutschland: „78 Einrichtungen stellen bundesweit 11.000 Betten für 13.000 Patienten zur Verfügung. Die Zahl der Gewalt gegen Pflegende und zwischen Patienten steigt.“ Stefan Rogge, Klinikleitung Pflege Forensik am UPK Basel und Professor Dr. Michael Löhr, Pflegedirektor des LWL-Klinikums Gütersloh, beschrieben in ihren Fachvorträgen, wie die praktische Umsetzung von Recovery und Safewards gelingen kann. Stefan Rogge bezeichnete Recovery als „einen Weg, um ein befriedigendes, hoffnungsvolles und konstruktives Leben trotz Einschränkungen durch die Krankheit zu leben.“ Professor Löhr vertrat die These, dass Zwangsmaßnahmen sinken, wenn eine gute Stationsatmosphäre besteht: „Ein respektvoller Umgang mit Patienten und deeskalierende Gesprächsführung gehören dazu.“

Einen Einblick in das Leben der Patient*innen gaben vier Videos aus der Schule, der Ergo-, Sport- und tiergestützten Therapie und eine Präsentation des lebenspraktischen Trainings. Bei einer Runde mit Experten, Patienten und einer Angehörigen entwickelte sich eine rege Diskussion zu den Konzepten. Den Patienten war es vor allem wichtig, Ängste loslassen zu können und dass die Mitarbeitenden auf Station authentisch sind. „Man hat mit mir auf Augenhöhe gesprochen damals“, berichtete Angehörigen-Vertreterin Leonore Julius. 

Das Symposium ergab zahlreiche Anregungen für die Umsetzung des Zukunftskonzepts in der Klinik für Forensische Psychiatrie, das am Tag vorher übergeben wurde. „Gemeinsam mit den Betroffenen wollen wir die Perspektiven für die Zukunft diskutieren, erarbeiten und umsetzen. Hier spielen die Kernelemente von Recovery eine bedeutende Rolle: Stabilität schaffen für eine positive Zukunft oder den Aufbau stabiler Beziehungen. Mit der Einführung von Safewards wollen wir zu einem deeskalierenden Milieu beitragen.“, so der Pädagogisch Pflegerische Leiter Thomas Nagel. Unter anderem plant die Klinik Schulungen für die Mitarbeitenden und Behandlungskonzepte für Patienten mit herausforderndem Verhalten. „Natürlich sind unsere Vorhaben nur mit einer entsprechenden personellen und räumlichen Ausstattung zufriedenstellend umzusetzen. Hier sind wir mit dem Land Rheinland-Pfalz im Gespräch“, so Thomas Nagel. 

Die Videos zum Nachschauen: 

Schulische Förderung im Maßregelvollzug: https://youtu.be/cJOxwiFRfJk

Ergotherapie macht Grenzenlos: https://youtu.be/NiBlQa7Yfd8

Uffbasse uff Aachehee: https://youtu.be/W2rpT6kpTi0

Equine Ergotherapie: https://youtu.be/4alc9cno6do

Literatur: Löhr, Michael; Schulz, Michael; Nienaber, Andre: „Safewards. Sicherheit durch Beziehung und Milieu“