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„Weniger Betten, mehr Zelte”

Rockenhausen

Symposium zu 20 Jahren Pfalzklinikum in Rockenhausen gut besucht

Grit Landua und Dr. Andres Fernandez bei der Begrüßung der Veranstaltung
Führten durch die hybride Veranstaltung im roten Saal der Donnersberghalle: Grit Landua (rechts) und Dr. Andres Fernandez, die duale Leitung der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Rockenhausen.

Therapie nah am Alltag und dem sozialen Umfeld der Patient*innen: Wie moderne psychiatrische Behandlung im Donnersbergkreis aussieht, beleuchtete die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (Klinik PPP) Rockenhausen des Pfalzklinikums bei einem Jubiläumssymposium anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens. Rund 100 Teilnehmende aus der Pfalz und ganz Deutschland nahmen an dem hybriden Symposium teil – vor Ort in der Donnersberghalle und digital. 

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Erfahrungen aus zwei Jahren Modellvorhaben. Die Gesetzesgrundlage nach § 64b SGB V ermöglicht es, dass die psychiatrische Behandlung deutlich flexibler auf die Bedürfnisse der Patient*innen und Patienten eingehen kann: Ob eine stationäre, teilstationäre oder ambulante Begleitung sinnvoll ist, kann je nach Gesundheitszustand und familiärer Situation entschieden werden. 

Dr. Andres Fernandez, Chefarzt der Klinik PPP Rockenhausen und stellvertretender ärztlicher Direktor des Pfalzklinikums, nannte als Beispiel eine alleinerziehende Mutter, die wegen der Betreuung ihres Kindes im Rahmen der Zuhausebehandlung begleitet wird. Das multiprofessionelle Team aus Therapeut*innen, Ärzt*innen, Pfleger*innen und Sozialarbeiter*innen kommt zu der Betroffenen nach Hause und richtet sich nach dem Tagesablauf der Familie. Auch an der Vernetzung mit ambulanten Leistungsträgern wie Ärzt*innen, Therapeut*innen oder anderen Leistungserbringern arbeite man im Rahmen des Modellvorhabens intensiv, um Patient*innen über alle Behandlungsformen hinweg bestmöglich betreuen zu können. 

Auch bei Essstörungen trage eine flexible Behandlung zum Therapieerfolg bei, skizzierte Dr. Cornelia Overs, therapeutische Leiterin der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kaiserslautern in ihrem Vortrag. Das Modellprojekt ermöglicht es, dass Patientinnen und Patienten bei einer oft mehrmonatigen Therapie weniger lang von ihrem persönlichen Umfeld getrennt sind und nach einer gewissen Zeit auf Station in ihrer gewohnten Umgebung weiterbegleitet werden können. Unter gewissen Voraussetzungen kann eine stationäre Behandlung sogar ganz vermieden werden. „Zum Therapieplan zu Hause gehören die Anwendung erarbeiteter Strategien bei alltäglichen Dingen wie gemeinsames Einkaufen und Kochen mit der Familie, Eis essen mit Freunden oder die Begleitung zur Schule“, erklärte die Referentin. „Behandler können zusammen mit dem Patienten oder der Patientin Probleme dort lösen, wo sie entstehen und Gelerntes direkt im Alltag anwenden.“ 

Nah an alltäglichen Abläufen orientiert sich auch das Leben auf Station. Hier habe sich die Behandlung in den letzten 20 Jahren stark gewandelt, so Dr. Andres Fernandez. Es brauche mehr Raum für gemeinsames Essen und Begegnung, aber auch für Rückzug und Privatsphäre, erklärte er die Neubaupläne der Klinik PPP Rockenhausen. „Wir müssen zudem dorthin, wo die Menschen leben. Daher arbeiten wir auch intensiv mit den Kommunen zusammen, zum Beispiel in Bezug auf Räumlichkeiten in der Gemeinde“, erklärte er das Ziel des Modellvorhabens „weniger Betten, mehr Zelte“.

Auf Formen, Prävention und Früherkennung von Demenz sowie auf Depressionen bei älteren Menschen und die Chancen des Modellvorhabens ging Dr. Fabian Fußer, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Standort Klingenmünster, ein. Die externe Referentin Dr. Bettina Wilms, Chefärztin am Carl-von-Basedow-Klinikum Saalekreis, gab zudem einen Überblick über laufende Modellprojekte in anderen Bundesländern. 

Zum Hintergrund des Modellvorhabens
Seit 2020 behandelt das Pfalzklinikum Patientinnen und Patienten im Rahmen des sogenannten Modellvorhabens nach § 64b SGB V. Die in verschiedenen Bundesländern laufenden Modellprojekte sind auf Initiative des Bundesgesundheitsministeriums entstanden. Ihr Ziel ist es, die psychiatrische Behandlung flexibler zu gestalten und stärker nach den Bedürfnissen der Patient*innen auszurichten. Das Pfalzklinikum führt das bundesweit größte Modellvorhaben durch. Es hat eine Laufzeit von acht Jahren und wird wissenschaftlich begleitend evaluiert. Für die Behandlung zahlen die Krankenkassen eine Pauschale, egal in welcher Form diese erfolgt. Dies erhöht die Flexibilität und soll bürokratische Hürden für Patient*innen und Behandler*innen verringern. 


Kontakt 
Romina Männl
Redakteurin Unternehmenskommunikation 
Tel. 06349 900-1643
E-Mail: romina.maennlpfalzklinikum.de